Die Kirche

 
   
 
 
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Das ist die Kirche, in der meine Geschwister und ich getauft wurden. Meine zwei Schwestern und mein Bruder haben hier auch noch ihre Konfirmation gefeiert. Für mich bestand diese Möglichkeit nicht mehr. So wie die Kirche auf diesem Bild aussieht, habe ich sie noch in Erinnerung, ebenso die Feierlichkeiten, die hier stattfanden. Wie schön kamen mir die Brautpaare vor, die aus der Kutsche stiegen und den mit Zuschauern umringten Weg zur Kirche betraten. Wie habe ich die kleinen Mädchen in ihren schönen Kleidern bewundert, die den Weg   zum Altar mit Blumen bestreuten. Auch an traurige Angelegenheiten erinnere ich mich: wenn zum Klang der Totenglocke ein Bürger zur Ruhe gelegt wurde. Zu Weihnachten konnte ich es kaum erwarten, bis ,,Stille Nacht …” gespielt wurde, denn da drehte sich dann der goldene Stern über der Orgel. Auch die Gottesdienste stehen mir noch vor Augen. Wir hörten den Predigten von Pastor Thimm und später von seinem Nachfolger Pastor Kohli zu. Kantor Schüttler spielte die Orgel, und nach dessen Ruhestand war Herr Lehrer Beuthner der Organist.

Die Geschichte der Kirche

Nach einem Bericht von Pater Bednarek

Eine Kirche wird zum ersten Mal im Jahre 1335 in einem Dokument erwähnt. (Allerdings kann sich jemand aus dem Dorf noch an eine 800 Jahr - Feier der Kirche erinnern). Sie gehörte dem Kirchenamt Trebnitz an und war sehr klein. Die vielen Kriege, die in dieser Gegend stattfanden, hatten zur Folge, daß nach deren Ende stets neue Herrscher zur Macht kamen. Diese zwangen dann der Bevölkerung ihre eigene Religion auf. Das hatte zur Folge, daß die Kirche im Laufe der Geschichte zeitweise den Katholiken oder den Protestanten gehörte.

 

 


 Kanzel um 1913 mit Totentafeln von 1688
Bis 1535 katholisch
1535 – 1631 evangelisch
1631 – 1638   katholisch
1638 – 1654   evangelisch
1654 – 1707   katholisch
1707 – 1945   evangelisch
 
Da die Anzahl der Bürger in den Dörfern, die zur Parochie gehörten, ständig wuchs, wurde die Kirche in den Jahren 1690 und 1702 vergrößert. Die jetzige Kirche wurde im Jahre 1839 errichtet. Sie besaß einen Glockenturm für drei Glocken und eine Sakristei, die später vergrößert wurde. Zu dieser Zeit hatte das Dorf 467 Einwohner.
 

 



Die Baroque Glocke von Paschkerwitz
click to hear bell
Klick, um die drei Glocken zu hören

 Das Heim der  Glocke von 1747 bis 1942
Von 1942 bis 1952  ruhte sie im Glockenlager Hamburg
 Die Glocke in Hamburg in 1942
 Seit 1952 in der Kirche im schönen   Bieberbach Jetzt erklingt die Glocke wieder jeden Sonntag
 

Unsere Kirche besass drei Glocken. Die grösste davon war auch die älteste. Sie wurde ursprünglich um 1447 gegossen. Als sie nach 300 Jahren zersprang, wurde sie 1747 von dem berühmten Glockengiesser Samuel Scholtz in Breslau umgegossen. Dieser Glocke stand ein ungewöhnliches Schicksal bevor.

Während des Zweiten Weltkrieges wurden tausende von Glocken von der Regierung eingezogen. Sie sollten eingeschmolzen und ihre wertvollen Metalle zur Herstellung von Waffen verwendet werden. Ein Grossteil der Glocken kam in das Glockenlager (auch Glockenfriedhof genannt) Hamburg, wo sie katalogisiert und dann zu Schmelzöfen weitergeleitet wurden. Man verschonte jedoch viele der unersetzlichen und aus früheren Jahrhunderten  stammenden. Diese wurden nach dem Krieg ihren Heimatgemeinden zurückgegeben. Die Glocken aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten fanden in Kirchen Westdeutschlands einen Platz. Lange Zeit war vom Schicksal unserer Glocke nichts bekannt und ob sie überhaupt den Krieg überstanden hatte. Eine Quelle berichtete, dass sie nach Affalterthal in Bayern gekommen sei. Das konnte dort jedoch nicht bestätigt werden.

In der Zwischenzeit hatte man in Bieberbach in Bayern nach der Herkunft ihrer aus dem Glockenlager Hamburg stammenden Glocke geforscht. Die Inschrift deutete auf Breslau als Ursprung. Bei einer Internetsuche stiess Herr Hans Hofmann  durch Zufall auf meine Webseite.  Dass es sich um unsere Glocke handelte, wurde durch einen Besuch beim Glockenarchiv des Nürnberger Nationalmuseums bestätigt. Dort sind alle Karteikarten, die man damals für jede Glocke ausstellte, aufbewahrt. Auf diesen Karten findet man ein Foto und eine genaue Beschreibung sowie die jeweilige Inschrift der Glocke.

Die Wiederentdeckung der Glocke war auch von besonderem Interesse für Martin Hahn aus Erfurt.  Er war damals dabei, als die Glocke abmontiert wurde. Er war einer der Jungen, die an Wochentagen das Amt hatten, die Glocken zu läuten. Ein Amt, auf das der Zehnjährige sehr stolz war und darauf, dass ihm der Schlüssel zum Kirchturm anvertraut wurde. In Erinnerung ist ihm auch noch ein Streich, dem er seinem Nachfolger spielte, indem er den Klöppel der Glocke vor dem Läuten mit einem Tuch umwickelte.

Was dann mit der Glocke in Hamburg nach dem Krieg geschah, ist im "Evangelischen Zentralarchiv Berlin"   zu lesen:
,,Die Glocke wurde am 4.1.1952 verladen und kam am 9.1.52 in Erding bei München an.  Von dort wurde sie am 21.4.52 von der Kirchengemeinde abgeholt."


Die Maße der Glocke: Die Höhe beträgt 80 cm, der Durchmesser 80 cm, die Höhe der Bügel 20 cm und das Gewicht 300 kg.

Ich danke Herrn Hofmann sehr für die Bilder und Information, die er mir zur Verfügung gestellt hat.

Wir alle, die aus Paschkerwitz stammen, freuen uns über die Wiederentdeckung unserer Glocke. Sie ist ein Stück Heimat, das uns nicht verloren gegangen ist. Wir schätzen sie sehr.

 

Die Glocke hatte folgende Inschrift: 
 
 
ANNO 1746 DEN 1 JANUARY IST DIESE GLOCKE ZERSPRUNGEN  UND DAS FOLGENDE JAHR UNTER DIRECTION  DES  WOHLGEBOHRNEN RITTERS UND HERRNS HERRN SYLVII GOTTLIEB VON HELMRICH ERB UND LEHNSHERRNS IN PASCHKERWIETZ UND HERREN JOHANN GOTTFRIED ECKHARDT PASTORIS WÜDERUM UMGEGOSSEN WORDEN 

     
  
A DEO SIT ECCLESIIS GRATIA, PAX ET CONCORDIA SVAVE FELIX GAVDIVM PASCHKERWITZII FLOREAT  ITA  FIAT
 
 



WEIL MEIN ERSATZ ALT UND GUTT HAB ICH AUCH WOHL GEKLUNGEN BEYNAH 300 JAHR BIN ENDLICH DOCH ZERSPRUNGEN NUN HAT ZU GOTTES EHR MICH WIDER NEU GEMACHT VOR BRESLAU SAMUEL SCHOLTZ  IN DIESE FORM GEBRACHT

1747 Breslau Gießer Samuel Scholtz 


 

Sühnekreuze

Seit dem Mittelalter gibt es die sogenannten Sühnekreuze. Wer einen Mord begangen hatte, mußte zur Buße ein Kreuz errichten. Das Bild links unten zeigt das Kreuz auf dem Platz vor der Kirche. Es ist 80x79x12 cm groß. Ein anderes Kreuz steht in einem Garten im südwestlichen Teil des Dorfes.

Außer einigen Schäden hat das Gotteshaus den Krieg gut überstanden. Leider sind die Kirchenbücher, die alle Taufen, Eheschließungen und Todesfälle verzeichneten, verlorengegangen. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Kirche wieder katholisch, und polnische Bürger halten nun ihre Andachten und Feiern darin.
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Sühnekreuz auf dem Kirchplatz

 

Orgel und Taufstein um 1913

  Grabmal von 1666   Kirche  mit Totenhäuschen
 
Altar in 1913

Die Orgel in 1939

Katalog aller Engler-Orgeln

 

Die Geschichte der Orgel

Die Orgel in der Kirche  zu Paschkerwitz (jetzt Pasikurowice) wurde im Jahr 1749 von dem berühmten Breslauer Orgelbauer Michael Engler d. J. (1688 – 1760) gebaut. Sie besaß 14 Stimmen und wurde 1839 von Robert Müller aus Breslau umgebaut. Der Spieltisch war seitlich angebracht. Bemerkenswert - und uns noch in guter Erinnerung - waren die oben angebrachten Strahlen der Sonne mit dem drehbaren Zimbelstern. Am unteren Teil des Instruments war ein mehrfarbiges geschnitztes Wappen. Englers Orgeln waren auch in anderen Ortschaften unseres Kreises zu finden u. a. in Trebnitz (Trzebnica), Hünern (Psary), Peterwitz (Piotrkowiczki) und Groß Hammer (Kuzniczysko). Die größte befand sich in der St. Elisabeth Kirche zu Breslau (Wroclaw). Diese Orgel fiel 1976 einem Brand zum Opfer.

In der Universitätsbibliothek zu Wroclaw (Breslau) befindet sich ein Rechnungsbuch aus dem Jahre 1751. In diesem sind die Stimmen der Paschkerwitzer Orgel aufgezählt. Auf der Titelseite dieses Buches ist Michael Englers Unterschrift zu sehen.

Reference: www.walckerorgel.de/gewalcker.de/2008-10-15/englerdoc.pdf

Die Orgel heute

Die Orgel hat inzwischen einen neuen Anstrich bekommen und sieht trotz ihres Alters noch recht gut aus. Sie war für lange Jahre verstummt, bis sie im Jahr 1998 repariert wurde. Welche Teile von dem Originalwerk noch vorhanden sind, ist unbekannt. Bei dem Umbau in 1839 sind wahrscheinlich schon mehrere Teile ersetzt worden. Auch anderes ist im Laufe der Zeit leider verlorengegangen. So ist z. B. der Zimbelstern nicht mehr vorhanden, der in der Mitte des Strahlenkranzes befestigt war. Es fehlen auch etliche Verzierungen am Gehäuse. Das Wappen unter dem mittleren Pfeifenfeld ist mir noch so in Erinnerung, wie es auf dem Bild erscheint.

         

 

       
 
 

 
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